Herz 20: 348, (1995)

Das filmlose, digitale Katheterlabor:
unpraktische Richtlinien

S. Silber

München

Die Vorteile des filmlosen Katheterlabors sind klar: Reduktion der Strahlenexposition und Verzicht auf Chemikalien. Der Ersatz von Herzkatheterfilmen durch SVHS-Video-Bänder hat sich besonders in Deutschland etabliert. Über diese Entwicklung ist aber die europäische Kommission für digitale Bildgebung in der Kardiologie sehr beunruhigt, da die analogen SVHS-Videobänder qualitativ nicht ausreichend seien und juristische Probleme aufwerfen. Auch die analogen optischen Laserplatten werden allenfalls als minimale Interimslösung akzeptiert. Der Herzkatheterfilm sollte nur durch digitale Systeme abgelöst werden. Erst kürzlich haben sich Europa (ESC) und die USA (ACC/ACR/NEMA) auf einen gemeinsamen digitalen Standard geeinigt, bei dem die CD als Datenträger fungiert.

Problem: erlaubt ist eine Datenkompression nur bis auf maximal die Hälfte (2:1).

Nachteil: Selbst bei Verwendung der heute schnellsten CD-Laufwerke (6-fach-Geschwindigkeit im Vergleich zu den Audio-CDs) ist eine Betrachtung der Angiogramme dann nur in Zeitlupe möglich. Möchte man die Angiogramme in Originalgeschwindigkeit betrachten, müssen die Daten erst von der CD auf eine Festplatte kopiert werden. Dies beansprucht ca. 10 Minuten pro CD und beeinträchtigt dadurch den Arbeitsablauf im Herzkatheterlabor beträchtlich. Möglicherweise ließen sich die Angiogramme stärker komprimieren, ohne daß ein klinisch relevanter Qualitätsverlust auftritt. Solange die offiziellen Gesellschaften höhere Kompressionsraten nicht zulassen, sollte man für den Routinebetrieb die Empfehlung aussprechen, auch weiterhin beim Film zu bleiben.

Autor:
Priv. Doz. Dr. med. S. Silber
Herzkatheterlabor der
Kardiologischen Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller
Am Isarkanal 36
81379 München
ssilber@med.de