Herz 22: 221, (1997)

Seehofer: "Abschied von der Beitragsstabilität"

S. Silber

München

"Der Weltuntergang hat nicht stattgefunden", bemerkte zufrieden Herr Bundesminister Horst Seehofer anläßlich eines Empfangs am 9.6.1997 in München. In Anwesenheit des Präsidenten der Bundesärztekammer, Herrn Dr. Karsten Vilmar und des Vorstandsvorsitzenden des AOK Bundesverbandes, Herrn Dr. Hans Jürgen Ahrens stellte er sein neues Konzept vor. Der alte Grundsatz, den medizinischen Bedarf an die Lohnentwicklung zu koppeln, würde die erstklassige Medizin in Deutschland beenden. Er forderte mehr Eigenverantwortung für Ärzte und Patienten. Die Medizin sei auch in Zukunft ein Gebiet mit erheblichem Wachstumspotential. Dies ist allerdings nur durch mehr Eigenbeteiligung der Patienten zu erreichen.

Die Devise ab 1998 lautet: "Eigenbeteiligung ist besser als Budgetierung". Um die Medizin auch weiterhin modern, fortschrittlich und beweglich zu gestalten, darf eine Finanzierung des Gesundheitssystems die Arbeitskosten nicht mehr weiter belasten. Umstritten war die Bedeutung der Selbstmedikation für die Senkung der Gesundheitskosten: Während Herr Ahrens dem sehr skeptisch gegenübersteht, fordert Herr Bundesminister eine wirksame Aufklärung der Patienten, damit sie nur bei "leichten gesundheitlichen Störungen und weitgehender Risikofreiheit des Medikaments" eine Selbstmedikation in die Wege leiten. Schließlich sei die Selbstmedikation die älteste Form der Heilbehandlung und ein wichtiger Wachstumsmarkt. Zum Versandhandel von rezeptfreien Medikamenten (Problem Internet) gab es ein klares "Nein". Herr Vilmar befürchtet eine sich neu entwickelnde Konkurrenzsituation zwischen Arzt und Apotheker. Insgesamt war der Konsens und die Stimmung zwischen den Herren Seehofer, Vilmar und Ahrens sehr gut, der Herr Minister sprach sogar von einem "Harmonieterror".

Autor:
Priv. Doz. Dr. med. S. Silber
Herzkatheterlabor der
Kardiologischen Gemeinschaftspraxis in der Klinik Dr. Müller
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